Saturday, April 28, 2007

Kammerjäger Clöde & Co. KG

Also, ich kann wirklich nichts dafür! Warum ich noch das volle Programm an Wohnheims-Mitbewohner abkriege, kann ich echt nicht erklären. Seit zwei Tagen bin nämlich ich an der Reihe, Mäuse zu jagen...

Jamie bekommt die Urviecher, ich die Mäuse. Ich finde ja, ich mache den besseren Deal. Sie hat nämlich Angst vor den putzigen Vierbeinern, obwohl sie des öfteren welche im Labor töten muss (indem man sie in kochendes Wasser schmeißt!), dann die Hirnzellen untersucht und fröhlich Synapsen zählt...

Jaja, aber wer kriegt den Schreianfall, wenn so ein kleiner, süßer Nager bei uns reinschaut? :) Und wer soll ihn dann fangen (aber könnte ihn nie töten?)...

Naja, ich war eh viel zu langsam für das Viech. Erst wars hinter meinem Regal, dann musste ich das Bett zur Seite schieben. Zum Schluss ist es auch noch in Jaimies Kleiderschrank gehuscht, was für die Arme fast zu einem Herzinfarkt geführt hat.
Und noch während ich den Kleiderschrank ausgeräumt hab, ist die Maus dann durch die Vordertür abgehauen. Deswegen hat Jaimie jetzt die Tür unten versiegelt. Auch wenn ich nicht glaube, dass es was bringt, hab ich ihr zumindest geholfen... Mir sind Mäuse aber auch lieber als diese Dreißigfüßler. Und in der Küche wurden übrigens wieder Baby-Kakerlaken gesichtet.

Wednesday, April 25, 2007

Neuer Mitbewohner...

Darf ich vorstellen? Mein neuer Mitbewohner. Wie er heißt? Keine Ahnung? Was das ist? Erst recht keine Ahnung.

Er ist circa 5 cm lang, hat 30 Beine und 2 Fühler und schafft es trotzdem schneller zu sein als Jaimie. Obwohl wir beide dachten, der kriegt einen Knoten beim Rennen.

Ich bin vor Panik auf das Bett gehüpft und da geblieben, Jaimie ist der Kreatur tapfer nach. Aber die ist leider in der Heizung verschwunden... das kennen wir ja schon von den Mäusen. Hoffentlich bliebt der da auch und hoffentlich ist er ein "Er", sonst legt er uns auch zu allem Überfluss noch Eier rein!

Gott, ich wusste gar nicht, dass ich mal richtig Angst vor so einem Viech haben kann! Aber der ist mehr als widerlich! Ich übernehme liebend gern das Verjagen von Mäusen, ja, ich hab sogar Mitleid mit toten Kakerlaken im Gang ("Wieso hat denn keiner den armen Käfer gerettet?"), aber kann bitte jemand bitte dafür sorgen, dass ich nicht so was im Zimmer habe? Okay, tief durchatmen, noch 26 Tage, am 22. Mai bin ich wieder in Good Old Europe.

Sunday, April 22, 2007

Pretty Woman!

Das International Student Office (ISO) hat einen kostenlosen Ausflug zu einem Outlet im Süden von Boston organisiert. Und natürlich war ich da dabei! Ich habe schließlich einen Ruf zu verteidigen, nicht wahr? :)

Nachdem da vermutlich dreihundert Geschäfte waren, habe ich vorher schon Nachforschungen angestellt (mein Research-Erfolg vom Freitag Nachmittag) und einen Schlachtplan aufgestellt. Bloß nicht eine Gasse zwei mal entlang laufen. Strategisch vorgehen, Kontostand checken, Ausgabelimit festsetzen, Kreditkarteputzen, etc. Und Geschäfte in Kategorien einteilen: (1) unbedingt (2) sehr gerne, aber erst nachdem das andere abgehakt ist und (3), wenn genügend Zeit übrig blieb. War natürlich nicht so und für meine Kreditkarte war's eh gesünder.

Ich war so erfolgreich wie Julia Roberts in "Pretty Woman" und bin nach vier Stunden Power-Shopping ohne Pause (der gewiefte Schnäppchenjäger sorgt mit mitgebrachten Getränken schliesslich vor) mit einem Tütenberg Richtung Bus gewankt! Ich bin stolzer Besitzer vieler neuer T-Shirts, unter anderem zwei DKNY-Tops für je 10 Euro. Eine Jeans, ein paar Schuhe und einen schicken, braunen Sommerhut. Urban hat es doch glatt gewagt zu fragen "Sag mal, hast Du nicht schon so einen ähnlichen?" Pfff... Die Freude lass ich mir nicht mehr nehmen.

Naja, ansonsten habe ich es geschafft, eine Serie, einen Film und den Discovery Chanel simulatan zu schauen, weil immer irgendwo Werbung kam. Ach ja, eine Maus ist derweil im Fernsehzimmer auch über den Boden gefetzt. Könnte schlimmer sein, ist ja keine Kakerlake. *schauder*

Und Jaimie dreh ich jetzt bald den Hals um, wenn die Frau noch einmal in Säuselstimme "Bless yaaa!", "Love yaaa" oder "Miss yaaaa" ins Telefon zu ihrem Hasimausischnäutzchelchen brüllt! ARGH! Ich hasse asiatische Fernbeziehung, die "täglich mindestens zwei Stunden telefonieren, weil das ja die einzige gemeinsame Basis ist, die man hat". Das stammt übrigens von einem Jungen (!) aus meinem Wohnheim! Himmel, mir wär ja Angst und bange, wenn ich täglich zwei Stunden mit jemand telefonieren müsste. Sayonara!

Wednesday, April 18, 2007

Eine traurige Woche...

Am Virgina Tech bringt ein Student mehr als 30 Menschen um. Stündlich gibt es neue Spekulationen über das Motiv. Vermutlich ist er durchgeknallt, weil seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat. Ehemalige Mitbewohner sagen aus, er hätte Liedtexte an seine Wände geschrieben und auf einem Stockbett bei brennender Lampe geschlafen, um dem Licht näher zu sein. Die südkoreanische Botschaft verfasst ein Entschuldigungsschreiben, dabei lebte der Junge seit seiner Kindheit in den USA. Aber jetzt ist er Südkoreaner.

Versteht mich nicht falsch, ich habe Mitleid mit den Opfern und ich finde das furchtbar, was passiert ist. Ich finde es aber genauso furchtbar, wie hierzulande nun diskutiert und reagiert wird. Waffenbefürworter sind gar der Meinung, das Unglück hätte verhindert werden können, wenn jeder Student nur eine Waffe tragen würde. Dann hätte man den Amokschützen gleich erschiessen können. Medien zeichnen ein Bild eines Einzelgängers, dabei sind die Studenten hier oft einfach zu überfordert, um noch Kraft und Zeit für soziale Kontakte aufzubringen. Die Präsidentin des MIT versichert in einer Massenmail, dass am MIT erprobte Notfallpläne existieren würden und die MIT Police verdoppelt ihren Personalaufwand von 1 auf 2 Wachleute vor der Haustür. Sehr beruhigend.


Ich finde, das geht das Problem nun mal nicht an der Wurzel an. Genauso wie Killerspiele alleine nicht dafür verantwortlich sind, dass es diese unglaubliche Tat an einer deutschen Schule gab. Es wundert mich nicht im geringsten, wenn bei einem Studenten hier die Sicherungen durchbrennen. Die Studenten werden hier mit einem unglaublichen Leistungsdruck konfrontiert und ständig gefordert. Die Bibliotheken haben 24 Stunden offen, der Supermarkt im Student Center auch (Kaffee, RedBull, ...) - und Du findest zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeitende Studenten. Und vielleicht zwei Mal pro Semester eine Studentenparty - nicht wie bei uns jede Woche. Bei einer Rede neulich hat ein renommierter Professor hier gesagt, "Look at our freshmen each year, how excited they are to be here... and look into their eyes at Thanksgiving and how we sucked out their souls from them." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Alleine in diesem Jahr hatten wir hier schon drei Selbstmorde zu verzeichnen. Ein Bachelor-Student hat sich kurz nach Neujahr mit Tabletten umgebracht, bei einer Master-Studentin waren es Autoabgase und ein PostDoc hat sich erhängt. Er hinterlässt sogar Frau und Kinder. Gestern kam eine erneute Email heraus, dass ein weiterer Student aus meinem Wohnheim seit einer Woche vermisst ist.
Für eine Universität mit 10.000 Studenten (inklusive der Doktoranden) finde ich das ein wenig viel. In München habe ich nicht einen Fall mitbekommen, hier alleine in diesem Jahr schon drei. Man sollte bei der ganzen Diskussion auch noch ganz andere Aspekte betrachten.

Monday, April 16, 2007

Tropfkonzert!

Nur mal eine Vorstellung meines Frühlings, damit Ihr Euren Sommer daheim noch mehr geniessen könnt. Die kühlen Temperaturen und den Wind kennen wir ja schon. Und wenn man dank dem Geheule eh schon kaum schlafen kann, gestern kam dann noch was Neues dazu.

Dank Dauerregen fängt das Fenster von Jaimie jetzt entgültig an nachzugegeben und seitdem fangen all unsere Töpfe die Tropfenflut auf. Nachtruhe adé. Und die Arme darf jetzt alle 5 Stunden nach Hause, um die Töpfe auszuleeren. Hab ich schon erwähnt das heute und morgen Feiertage sind? Ich bin mal gespannt, wann das repariert wird. Und wie!

Saturday, April 14, 2007

Ramba Zamba!
Ich geb Gas, ich geb Gas... ich hab Spaß, ich hab Spaß...

Was macht man am Patriots Day Wochenende, wenn man nicht wirklich patriotisch ist und das Wetter sowieso viel zu schlecht ist, um freiwillig rauszugehen? In Boston hat es gerade um die 4 Grad, Schnee- bis Nieselregen und orkanartige Windstärken. Der Charles River sieht aus, als ob er in die verkehrte Richtung fließen würde und an unserem Eckzimmer pfeift der Wind auch gehörig vorbei.

Genau! Man geht Kart fahren mit seinen portugiesischen, indischen und simbabwischen Freunden. Ingesamt haben sich 12 Teams à sechs Fahrer vom MIT eingefunden, um auf der Bostoner Kartbahn ihr Können zu beweisen. Nachdem ich im Vorfeld schon sämtliche Rechtsansprüche gegenüber dem Kartbahnbetreiber und dem MIT abtreten musst, durften wir nach einer 30-minütigen Sicherheitsbelehrung auch endlich zur Bahn.

Jeder bekam einen schicken ferrari-roten Rennanzug verpasst, eine "Kopfsocke", eine Nackenstütze und einen Helm. Nach jeweils circa 10 Minuten war immer ein Boxenstopp und fliegender Fahrerwechsel angesagt. Gezählt wurden die Runden, die pro Team gefahren wurden. Als ich als Schlussfahrer endlich an der Reihe war, waren wir auf dem letzten Platz und hinkten arg hinterher. Mein Vorgänger schaffte es auch noch das Auto in der Boxengasse zu ruinieren. Ich bekam zwar ein Neues - aber wir verloren noch mehr Zeit. Kurz gesagt: Ich konnte eh nichts mehr schlimmer machen. Eine entspannte Ausgangssituation und als ich endlich auf die Piste durfte, hab ich das Gaspedal durchgetreten und bin losgedüst.

Ich hab es geschafft zwei Zeitstrafen für Feindkontakt zu bekommen und musste ein wenig in der Strafzeit-Boxengasse zwischenparken. Wie soll man auch vier Karts überholen, wenn man keinen auch nur ein wenig streifen darf?! Und Gott, wie so macht der auch ne Vollbremsung nur weil ne Kurve kommt?! In der Haarnadelkurve musste ich merken, dass das halt doch die einzige Kurve ist, wo man eine Bremse braucht und blieb in der Bande stecken. Warum hat das verdammt Ding auch keinen Rückwärtsgang? Der Mitarbeiter, der in der Kurve "Wache stand" hat auch gut geschaut, als er das Mädel zwei Runden später schon wieder rausziehen und umdrehen musste.

Tat meiner Liebe zum Gas keinen Abbruch und so ein wenig Kartfahren tut dem Streßabbau auch gehörig gut! Jedenfalls - bevor ich hier schon wieder Klagen höre - hab ich mein "Williams-Team" vom letzten Platz auf den vorvorletzen Platz hoch katalpultiert! Das will mal heißen, dass ich gefahren bin wie der Teufel! Aber lange nicht so schlimm wie der Inder, der insgesamt 6 Zeitstrafen bekam plus zwei Runden Abzug!


Bei meinen zweiten Einsatz waren wir immer noch stabil auf dem 10. Platz, aber leider konnte ich nur noch den Vorsprung auf das 11. Team ausbauen. Die vor uns waren unerreichbar. Aber wenn ich das Baby hier hätte fahren dürfen, dann wär sicher noch was gegangen. ;)

Sunday, April 08, 2007

Hasenjagd!

Von Ostern bekommt ja hier fast nichts mit. Man könnte es glatt übersehen. Die Geschäfte haben offen, die Leute arbeiten - ein Sonntag wie jeder andere auch. Ich hab gemütlich gefrühstückt, etwas gearbeitet und einen nachmittäglichen Osterspaziergang gemacht. Irgendwo muss ja noch ein wenig was von der Tradition da sein.

Heute begeben wir uns mal auf Hasenjagd am Campus. Goldfarbene Osterhasen wurden gesichtet. Gerüchten zufolge kam der große Hase in einem Paket versteckt ins Land und der kleine war sogar so dreist, sich in einen Schweizer Koffer durch den Zoll zu schmuggeln. Sachen gibt's! Jedenfalls schicke ich dem ersten, der alle Hasen findet, ein Überraschungspäckchen. :)

Die ersten gesichteten Hasen tummeln sich seligst auf dem Kilian Court. Der Park vor dem Herzen des MITs, dem Dome.

Das MIT schmückt sich bekanntlich gerne mit großen Namen. Die Türme am Eingang zum Kilian Court zieren die Namen berühmter Wissenschaftler. Dass weder Newton, Galileo oder Kepler hier waren, stört dabei nicht. Unseren Hasen störts auch nicht, er geniesst die Frühlingssonne.

Weiter den Memorial Drive hinunter - hier befindet sich das Walker Memorial. Ein Beispiel par excellence für Baukunst am MIT: Viele Säulen, viel grauer Beton und wenn man genug Geld spendet, werden Gebäude nach einem benannt.

Irgendwann in den 80er Jahren wurden dann aber doch ein paar kapitale Stilfehler begangen. Hier sieht man die Moderne des East Campus. Die Skulptur davor rettet auch nichts mehr. Unser Hase versteckt sich angesichts der Bausünden lieber und muss erst gefunden werden.

Auf dem Weg zurück Richtung Main Campus, trifft man auf das Stata Center. Benannt nach Ralph und Maria Stata, wurde das verrückte Gebäude vor ein paar Jahren vollendet und stellt wohl die Gegenwartskunst am MIT dar. Während es von außen wirklich interessant ist (also ich mag es), ist das Innere eher katastrophal und erinnert an den Passierschein A38. Es findet sich innen kaum ein rechter Winkel oder gar eine logische Raumanordnung. Die Tische in der Cafeteria sind entweder für zwei oder 15 Personen (eine Zahl, die man zum Mittagessen also selten trifft). Die Folge ist, dass man ständig übereinander hinweg krabbeln muss - denn freistehend sind nur die zweier Tische. Der Rest ist intergriert in ein Gesamtkunstwerk. Und nachdem die Heizung unter den Sitzbänken angebracht ist (und die diskrete Temperaturregelung am MIT kennen wir ja schon: entweder Wüste oder Eiskammer), macht sich so mancher Mann Gedanken um seine Eier. :)

Frohe Ostern!