Wednesday, April 18, 2007

Eine traurige Woche...

Am Virgina Tech bringt ein Student mehr als 30 Menschen um. Stündlich gibt es neue Spekulationen über das Motiv. Vermutlich ist er durchgeknallt, weil seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat. Ehemalige Mitbewohner sagen aus, er hätte Liedtexte an seine Wände geschrieben und auf einem Stockbett bei brennender Lampe geschlafen, um dem Licht näher zu sein. Die südkoreanische Botschaft verfasst ein Entschuldigungsschreiben, dabei lebte der Junge seit seiner Kindheit in den USA. Aber jetzt ist er Südkoreaner.

Versteht mich nicht falsch, ich habe Mitleid mit den Opfern und ich finde das furchtbar, was passiert ist. Ich finde es aber genauso furchtbar, wie hierzulande nun diskutiert und reagiert wird. Waffenbefürworter sind gar der Meinung, das Unglück hätte verhindert werden können, wenn jeder Student nur eine Waffe tragen würde. Dann hätte man den Amokschützen gleich erschiessen können. Medien zeichnen ein Bild eines Einzelgängers, dabei sind die Studenten hier oft einfach zu überfordert, um noch Kraft und Zeit für soziale Kontakte aufzubringen. Die Präsidentin des MIT versichert in einer Massenmail, dass am MIT erprobte Notfallpläne existieren würden und die MIT Police verdoppelt ihren Personalaufwand von 1 auf 2 Wachleute vor der Haustür. Sehr beruhigend.


Ich finde, das geht das Problem nun mal nicht an der Wurzel an. Genauso wie Killerspiele alleine nicht dafür verantwortlich sind, dass es diese unglaubliche Tat an einer deutschen Schule gab. Es wundert mich nicht im geringsten, wenn bei einem Studenten hier die Sicherungen durchbrennen. Die Studenten werden hier mit einem unglaublichen Leistungsdruck konfrontiert und ständig gefordert. Die Bibliotheken haben 24 Stunden offen, der Supermarkt im Student Center auch (Kaffee, RedBull, ...) - und Du findest zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeitende Studenten. Und vielleicht zwei Mal pro Semester eine Studentenparty - nicht wie bei uns jede Woche. Bei einer Rede neulich hat ein renommierter Professor hier gesagt, "Look at our freshmen each year, how excited they are to be here... and look into their eyes at Thanksgiving and how we sucked out their souls from them." Dem ist nichts hinzuzufügen.
Alleine in diesem Jahr hatten wir hier schon drei Selbstmorde zu verzeichnen. Ein Bachelor-Student hat sich kurz nach Neujahr mit Tabletten umgebracht, bei einer Master-Studentin waren es Autoabgase und ein PostDoc hat sich erhängt. Er hinterlässt sogar Frau und Kinder. Gestern kam eine erneute Email heraus, dass ein weiterer Student aus meinem Wohnheim seit einer Woche vermisst ist.
Für eine Universität mit 10.000 Studenten (inklusive der Doktoranden) finde ich das ein wenig viel. In München habe ich nicht einen Fall mitbekommen, hier alleine in diesem Jahr schon drei. Man sollte bei der ganzen Diskussion auch noch ganz andere Aspekte betrachten.

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